Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) hat mit der Novellierung 2021 bedeutende Änderungen erfahren. Um die Tragweite dieser Neuerungen zu verstehen, ist ein Vergleich mit der Vorgängerversion von 2013 aufschlussreich. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Unterschiede und deren Auswirkungen auf die Praxis.
Grundlegende Struktur und Zielsetzung
HOAI 2013:
- Verbindliche Vorgaben für Mindest- und Höchstsätze
- Ziel: Sicherstellung einer angemessenen Vergütung und Qualitätssicherung
HOAI 2021:
- Aufhebung der verbindlichen Honorarsätze
- Ziel: Anpassung an EU-Recht bei gleichzeitiger Beibehaltung einer Orientierungshilfe
Die fundamentale Änderung liegt in der Abkehr von verbindlichen Honorarsätzen, was die Vertragsgestaltung zwischen Architekten und Auftraggebern grundlegend verändert.
Honorarermittlung im Vergleich
Honorarsätze
HOAI 2013:
- Verbindliche Mindest- und Höchstsätze
- Abweichungen nur in Ausnahmefällen zulässig
HOAI 2021:
- Einführung von unverbindlichen Basishonorarsätzen
- Freie Vereinbarkeit des Honorars zwischen den Parteien
Diese Änderung bietet mehr Flexibilität, erfordert aber auch eine sorgfältigere Vertragsgestaltung und Verhandlungsführung.
Honorartafeln
HOAI 2013:
- Verbindliche Anwendung der Honorartafeln
HOAI 2021:
- Honorartafeln dienen als Orientierungshilfe
- Basishonorarsätze entsprechen den früheren Mittelsätzen
Die Honorartafeln bleiben als wichtiges Instrument erhalten, verlieren aber ihren verbindlichen Charakter.
Leistungsbilder und -phasen
HOAI 2013:
- Klassische Einteilung in neun Leistungsphasen
- Fokus auf traditionelle Planungsmethoden
HOAI 2021:
- Beibehaltung der neun Leistungsphasen, aber mit Anpassungen
- Integration moderner Planungsmethoden (z.B. BIM)
- Stärkere Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Die Aktualisierung der Leistungsbilder spiegelt die technologischen und ökologischen Entwicklungen im Bauwesen wider.
Fälligkeit des Honorars
HOAI 2013:
- Keine spezifischen Regelungen zur Fälligkeit
HOAI 2021:
- Klare Bestimmungen zur Fälligkeit des Honorars
- Honorar wird fällig bei Abnahme der Leistung und Vorlage einer prüfbaren Schlussrechnung
- Möglichkeit von Abschlagszahlungen bei längerer Projektdauer
Diese Neuregelung schafft mehr Klarheit und Sicherheit für beide Vertragsparteien.
Auswirkungen auf die Praxis
- Vertragsgestaltung:
- HOAI 2013: Standardisierte Verträge basierend auf verbindlichen Sätzen
- HOAI 2021: Notwendigkeit individueller, detaillierter Honorarvereinbarungen
- Wettbewerbssituation:
- HOAI 2013: Begrenzte Preiskonkurrenz durch Mindest- und Höchstsätze
- HOAI 2021: Potenzielle Verstärkung des Preiswettbewerbs
- Qualitätssicherung:
- HOAI 2013: Qualitätssicherung durch Mindestsätze
- HOAI 2021: Stärkerer Fokus auf Leistungsqualität und Differenzierung
- Flexibilität:
- HOAI 2013: Starre Honorarstrukturen
- HOAI 2021: Mehr Spielraum für projektspezifische Anpassungen
Fazit: Evolution statt Revolution
Der Vergleich zwischen HOAI 2021 und HOAI 2013 zeigt eine signifikante Entwicklung in Richtung mehr Flexibilität und Marktorientierung. Während die Grundstruktur der HOAI erhalten bleibt, erfordert die neue Version ein Umdenken in der Vertragsgestaltung und Honorarermittlung.
Für Architekten bedeutet dies die Chance, ihre Leistungen differenzierter zu gestalten und zu kommunizieren. Bauherren hingegen müssen sich intensiver mit der Wertigkeit von Planungsleistungen auseinandersetzen.
Die HOAI 2021 stellt somit eine Evolution dar, die den veränderten rechtlichen und marktbezogenen Anforderungen Rechnung trägt, ohne bewährte Strukturen vollständig aufzugeben.
Als erfahrene Architektin in Stuttgart und Baden-Württemberg bin ich bestens mit beiden Versionen der HOAI vertraut. Ich berate Sie gerne zu den Auswirkungen der Änderungen auf Ihr spezifisches Bauprojekt und unterstütze Sie bei der Erstellung fairer und transparenter Honorarvereinbarungen unter den neuen Rahmenbedingungen. Kontaktieren Sie mich, Ceylan Ates, für eine fundierte Beratung zu Ihrem Bauvorhaben unter Berücksichtigung der aktuellen HOAI-Bestimmungen.
